Weltfreiwilligendienst

„Im warmen Herzen Afrikas“

GABLINGEN – Matthias Scharpf (20) aus der Gemeinde Gablingen im Bistum Augsburg hat von Anfang September 2022 bis Ende Juli 2023 einen Freiwilligendienst mit dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ in ­Malawi absolviert. In seinem Beitrag für die Katholische SonntagsZeitung teilt er seine Erfahrungen und reflektiert darüber, welchen Einfluss diese Zeit auf seine Zukunftspläne genommen hat. 

Seit meiner Rückkehr nach Deutschland sind nun fast acht Monate vergangen. Inzwischen habe ich mich wieder vollständig eingelebt. Wenn ich auf meine Zeit in Malawi zurückblicke, erscheint es mir sogar oft surreal, dass ich fast ein Jahr meines Lebens in diesem als das „warme Herz von Afrika“ bezeichneten Land verbracht habe. Rückblickend würde ich mich aber immer wieder dafür entscheiden. Diese einzigartige Erfahrung war die bisher aufregendste und prägendste Zeit meines Lebens, obwohl der Anfang alles andere als leicht war.

Erwartungen und Zweifel

Am 6. September 2022 erreichte ich den Flughafen der malawischen Hauptstadt Lilongwe. In einer mehrstündigen Taxifahrt machte ich mich auf den Weg zu meinem Einsatzort, der katholischen Pfarrei Benga. Während der Fahrt ging mir eine Vielzahl von Gedanken durch den Kopf. Ich war positiv aufgeregt, verspürte aber auch ein gewisses Gefühl der Unsicherheit, was mich dort erwarten würde. 

In den ersten Monaten, während der Trockenzeit, erschien mir das Land sehr grau und trist, insbesondere in den ländlichen Regionen Malawis, wo sich die Pfarrei Benga befindet. Die ungewohnte Aufmerksamkeit, welche ich als weißer Europäer im Dorf erhielt, ließ mich stark zweifeln, ob die Entscheidung, hierher zu kommen, wirklich die richtige war.

Die Pfarrei wird von zwei Priestern der Missionsgemeinschaft des heiligen Apostels Paulus (MCSPA) geleitet. Ursprünglich in Kenia von vorwiegend spanischen Priestern gegründet, hat sich die Gemeinschaft weltweit etabliert. Ihr Hauptziel ist die Förderung des katholischen Glaubens und die Umsetzung von Entwicklungsprojekten. Die Pfarrei ist etwas abseits vom Dorf gelegen und wird von einer Mauer umschlossen. Innerhalb des Geländes gibt es eine Vielzahl von Gebäuden, unter anderem eine Kirche, eine Grundschule, eine Küche und einen Essensraum. Ich lebte dort mit etwa 20 Priesterseminaristen aus verschiedenen Teilen der Welt, mit denen ich und zwei weitere deutsche Freiwillige, die ein paar Monate nach mir eintrafen, oft Zeit verbrachten.

Für ältere Menschen

Ein Projekt der MCSPA ist das Agogo-Projekt in Benga, das sich für ältere Menschen in der Pfarrei einsetzt und Lebensmittellieferungen mit Salz, Zucker und Maismehl an diese organisiert. Meine Hauptaufgabe bestand darin, das Team bei der Verteilung in verschiedenen Orten zu unterstützen, wofür uns ein eigener Jeep zur Verfügung stand. 

Die Begegnung mit den mala­wischen Familien in den unterschiedlichsten Umgebungen und Lebensumständen, von abgelegenen Bergdörfern bis hin zu Siedlungen am Malawisee, war sehr faszinierend. Oft wurden wir herzlich empfangen und eingeladen. Das hat mich sehr berührt, da die Menschen dort selbst nicht viel zum Leben haben. Die sich mit der Zeit entwickelnde Freundschaft mit den Projektmitarbeitern und Priesterseminaristen trug dazu bei, dass ich mich immer mehr zuhause fühlte.

Bereits während meiner Zeit in Malawi entstand der Wunsch, selbst in der Entwicklungszusammenarbeit tätig zu sein. Letztes Jahr im Oktober habe ich begonnen, Internationale Beziehungen in Regensburg zu studieren. Mein großer Wunsch ist es, später in einer Nichtregierungsorganisation (NGO) zu arbeiten. 

Mein Rat an alle, die einen Freiwilligendienst in Erwägung ziehen: Macht es! Es wird nicht immer einfach sein, aber es gibt kaum eine bessere Möglichkeit, eine neue Kultur kennenzulernen und einen neuen Blickwinkel auf das Leben zu gewinnen.

Matthias Scharpf

14.04.2024 - Bistum Augsburg